Trauer bei Kindern

    • Offizieller Beitrag

    Kinder trauern anders als Erwachsene. Je nach Altersgruppe gehen Kinder oft ganz unterschiedlich mit Verlust, Trauer u. Tod um. Kinder trauern auf ihre eigene Art und verunsichern uns Erwachsene oft. Deshalb ist es wichtig Erfahrungen mit Trauerarbeit bei Kindern weiterzugeben um ihnen in solchen Situationen beistehen zu können.


    Schlafstörungen, Alpträume, Rückkehr zu bereits abgelegten Verhaltensweisen (z.B. Daumenlutschen, Bettnässen), große Angst um noch lebende Angehörige sind häufig auftretende Symptome wenn jüngere Kinder trauern. Jüngere Kinder sind meist nicht in der Lage, den "Tod" zu verstehen. Für manche ist der "Tod" nur ein langer Schlaf. Dies führt dazu, dass Kinder häufig der Meinung sind, der Verstorbene müsse irgendwann wieder aufwachen.


    Die Schuld am Tod in irgendeiner Weise plagt häufig ältere Kinder. Kinder entwickeln in ihrer Phantasie ihre eigene Vorstellung vom Ereignis wenn sie zuwenig Informationen erhalten. Deshalb brauchen Kinder Informationen. Dies ist der allerwichtigste und bedeutendste Punkt. Kinder haben das Recht zu erfahren, was passiert ist. Klären Sie die Kinder umfassend über die Umstände des Todes auf. Besonders auch bei Suizid. In Ruhe und wiederholt erklären was geschehen ist und was jetzt alles passieren wird. Es ist ganz wichtig, die Kinder selbst entscheiden zu lassen ob sie bei den wichtigen Dingen, die im Zusammenhang mit dem Tod bzw. dem Verstorbenen stehen, mit einbezogen werden wollen. Das betrifft vor allem die Abschiednahme, Gestaltung der Trauerfeier usw..


    Was kann ich tun? Was sollte ich vermeiden zu tun?

    Vermeiden Sie Sätze, die zur Verunsicherung oder zu falschen Ängsten führen mit Sätzen wie: "Das verstehst Du noch nicht" , "Dafür bist Du noch zu klein". Benutzen Sie statt dessen klare, eindeutige und für Kinder verständliche Worte, wenn Sie über Tod und Sterben sprechen.


    Vermeiden Sie Formulierungen wie z.B.: "Oma ist friedlich eingeschlafen". So können Ängste vor dem eigenen Einschlafen oder dem Einschlafen von Geschwistern oder Eltern entstehen. "Wachst Du dann auch nicht mehr auf?" ist dann die nächste Frage. Erklären Sie vielmehr deutlich und kindgerecht den Unterschied zwischen schlafen und tot sein. Auch Sätze wie "Gott hat Oma so lieb gehabt, dass er sie zu sich geholt hat", können Kindern ein ebenso falsches und teilweise Angst machendes Bild vermitteln. Auch Formulierungen wie "Der Tod ist eine lange Reise“, "Er ist entschlafen", "..von uns gegangen", "Er ist auf seine letzte große Reise gegangen", "Er sieht die Radieschen nun von unten", "Er ist in die ewigen Jagdgründe eingegangen" sind nicht gerade hilfreich um Kindern den Tod näherzubringen.


    Versuchen Sie, innerhalb der Familie sich auf eine einheitliche Erklärung für die Kinder zu einigen. "Oma ist auf dem Friedhof” oder "Oma ist im Himmel"? Es hilft Kindern in ihrer Vorstellung wenn man ihnen erklärt, dass der Körper des Verstorbenen auf dem Friedhof liegt, jedoch die "Seele" an einem anderen Ort ist. Die Vorstellung, was Seele ausmacht und wo dieser Ort ist und wie es dort aussieht, ist ganz individuell. Fragen Sie Ihr Kind, was es selbst darüber denkt.


    Fragen Sie ihr Kind ob es mit zur Beerdigung gehen will. Falls ja, erklären Sie ihm wie es auf dem Friedhof aussieht, welche Gefühle sie haben, viele Menschen weinen werden, was gemacht wird - und warum. Rechnen sie mit typische Kinderfragen wie z.B.: "Was ist, wenn Oma wieder aufwacht? Friert denn Oma nicht in dem Sarg? Warum werfen die Leute Erde auf den Sarg in das Grab? Was passiert, wenn Du oder Papa stirbt - kommt ihr dann in den Himmel? Ich bin dann ganz alleine? ".


    Am allerwichtigsten ist, dass Sie aufrichtig zu Ihren Kindern sind. Kinder spüren sehr genau, wenn wir ihnen etwas verheimlichen oder ihnen nicht die Wahrheit sagen. Es ist besser, ehrlich zuzugeben, dass man selbst keine Erklärung oder Antwort hat. Scheuen Sie sich nicht davor ehrlich zu sein wenn man keine Erklärung hat und bitten sie evtl. Personen um Hilfe wenn sie diese Gespräche führen.


    0 bis ca. 2 Jahre:

    Kinder zeigen auch in dieser frühen Phase Trauerreaktionen. Wichtig ist, dass im Krankheitsfall oder bei einem Verlust vertraute Bezugspersonen beim Kind sind. Ein geregelter Tagesablauf gibt Kontrolle und Sicherheit. Kontrolle und Sicherheit reduzieren Angstgefühle. Da Kinder Gefühle in dieser Zeit nicht verbalisieren können, ist es wichtig, besonders auf Auffälligkeiten im Verhalten zu achten.


    ca. 3 bis ca. 7 Jahre:

    Im 3. Lebensjahr sind Kinder geistig dazu in der Lage, zu verstehen, dass es in der Welt gewisse Zusammenhänge gibt. Warum-Fragen...

    In Bezug auf die Themen Sterben, Tod und Leichnam sind in diesem Alter (v.a. ab dem 5. Lebensjahr) zunächst einmal besonders alle technischen Fragen wie z.B. das Aussehen eines Toten, die Bestattungsart, das Grab als "Loch" oder der Sarg interessant.


    Haben Sie sich diese Fragen schon einmal gestellt? Wie reagieren sie auf die Frage eines Kindes warum der Tote in einen Sarg muss? Wir können nicht immer verhindern, dass sich im Kopf eines Kindes Phantasie mit Realität mischt. Es sind die Defizite im Wissen und in der geistigen Reife, die ein tatsächliches Verstehen der Zusammenhänge oft verhindern. Gerade bei Erkrankungen oder Todesfällen oder wenn sich Kinder die Funktionen des Körpers vorstellen, dann können solche falschenVorstellungen aber mehr Angst erzeugen, als man glaubt. Bei Kindern, die einen Angehörigen verlieren, können Spukphantasien auftauchen, vor allem, weil in diesem Alter Krankheit und Tod sehr häufig auch mit Phantasien von Schuld und Strafe verbunden sind. Ich bin schuld, dass...


    Wenn Fragen auftauchen, vor allem solche, die wir vielleicht selber nicht so genau beantworten können, ist es sinnvoll, einmal nachzufragen, wie sich das Kind selbst das vorstellt. Kinder haben ja bereits Hypothesen, wenn sie Fragen stellen, und aufbauend auf ihre Vorstellungen kann man krasse Phantasien korrigieren und ein realistischeres Bild zeichnen, das Ängste minimiert. Dass die Angst vor dem Tod nicht völlig genommen oder verhindert werden kann, weil der Tod nun mal in seiner Endgültigkeit irgendwann uns alle trifft, muss dabei klar sein.


    ca. 7 bis ca. 11 Jahre:

    Zwischen ca. 7 und ca. 11 Jahren können grundlegende Körperfunktionen und Krankheitsprozesse "halbwegs richtig" verstanden werden. Der Tod wird nun als etwas Endgültiges begriffen, und es wird den Kindern klar, dass alle Lebewesen sterben müssen, wobei die eigene Sterblichkeit gesunden Kindern oft noch nicht bewusst ist.


    ab 12. Lebensjahr:

    Kinder ab dem 12. Lebensjahr sind in der Lage, komplexe Prozesse und abstrakte Phänomene zu begreifen. Sie können jetzt zum Beispiel Körperfunktionen und Krankheitsprozesse realistisch verstehen.


    Lassen sie ihre Kinder nicht alleine mit ihren Gedanken, Sorgen u. Ängsten. Haben Sie keine Angst - Sie schaffen das.

    • Offizieller Beitrag

    Wie kleine Kinder trauern: Die Erfahrungen von Kindern im Umgang mit Krankheit und Verlust eines Elternteils


    In dieser Studie wurden 12 Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren befragt, die ein Elternteil verloren haben. Alle Kinder waren zum Zeitpunkt des Verlustes jünger als sechs Jahre alt. Sie wurden mittels sogenannter „Sandkasten-Interviews“ befragt. Die Studie zeigt, dass die Kinder ein Verständnis dafür entwickeln, was es bedeutet, mit einem Verlust zu leben. Sie wünschen sich wahrheitsgemäße Informationen über den Zustand des erkrankten Elternteils und möchten verstehen, was mit ihnen passiert. Sie schätzen die Unterstützung des hinterbliebenen Elternteils, aber auch die Hilfe von Erziehern, Lehrern und Freunden. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass Kinder gut ausdrücken können, welche Unterstützungswünsche sie haben, wenn sie altersgemäß darauf angesprochen werden.


    Martin Lytje, Atle Dyregrov, Carol Holiday (2022). "When young children grieve: daycare children’s ex-periences when encountering illness and loss in parents", in: International Journal of Early Years Education, DOI: 10.1080/09669760.2022.2025581.


    Sie finden den gesamten Artikel online unter www.tandfonline.com oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de